Kennen Sie eigentlich…Anna Webber?
Die 37-jährige gebürtige Kanadierin ist sowohl auf dem Saxophon wie auch der Flöte zuhause. Die mittlerweile seit 2012 in New York ansässige Musikerin und Komponistin ist für ihr, nun sagen wir einmal, etwas unorthodoxes Spiel bekannt. Als brillante Technikerin sind es nicht die üblichen Beweise der eigenen Virtuosität, sondern vielmehr gängige und wenige häufig anzutreffende Stilmittel, wie das bewusste Einfügen z.B. der Geräusche der Klappen beim Spielen, die sog. flatternden Töne oder eine Zirkulationsatmung.
Nahezu jede Künstlerin und jeder Künstler weltweit wurde durch Corona und den daraus resultierenden Einschränkungen fast zum kreativen Stillstand gezwungen. Da hatte Anna Webber Glück, denn sie hatte noch vor dem Start der Pandemie, im Jahr 2019, mit „Idiom“ ein fantastisches Doppelalbum aufnehmen können. Auf der ersten CD kann man sie mit ihrem Trio hören, auf der zweiten mit einer zwölfköpfigen Band. Eine kleine Besonderheit: Bis auf ein Stück, heißen alle Songs auf beiden (Konzept-) CDs „Idiom“.
Und was ist nun so besonders an Anna Webber?
Nun, ich denke, es ihre „Abgebrühtheit“, wobei ich das nur musikalisch und absolut positiv meine. Denn hier spielt eine Musikerin mit dem Anspruch vieles, sogar sehr vieles, nicht nur zu kennen, sondern zu beherrschen. Und genau dies versetzt sie in die Lage, verschiedenste Einflüsse, Stile und ganze Genres in einer, in ihrer, ganz individuellen Art als etwas Neues zu präsentieren. Sie geht an Grenzen, schaut ein wenig darüber hinaus, kommt wieder zurück um sodann kurz mal eben experimentell wieder etwas ganz andere auszuloten. Sie „spielt“ mit der Musik.
Das meine ich mit Abgebrühtheit, denn eine solche im positiven Sinne hat man nur, wenn man wirklich viel kennt, verstanden und dieses gesicherte Erfahrungswissen jederzeit wieder „abrufbar“ zur Verfügung hat. Wann immer und wie immer man es braucht, um die eigenen Vorstellungen umzusetzen.
Zudem hört man hört sofort, dass sie das, was sie spielt, auch wirklich genau so und nicht anders will. Es ist ihr eigener Anspruch und dieser ist es, der gepaart mit Ihren Fähigkeiten und der Bereitschaft, kontinuierlich weiter nach vorne zu gehen, der sie zu etwas ganz Besonderem in der aktuellen Jazz-Szene macht.
Wer Anna Webber einmal auf der Bühne lachen sieht, weiß, dass hier jemand vor ihm steht, der nicht etwas nur einen Song „spielt“, sondern jemand, der das was er da gerade musikalisch mitteilt auch voll und ganz „ist“.
Gäbe es doch mehr von solchen Künstlerinnen, ich hätte keine Angst mehr davor, dass der moderne Jazz nicht weiter seinen Weg finden wird.
Ich freue mich jedenfalls schon sehr darauf, Anna Webber endlich wieder mal live ERLEBEN zu dürfen. Und warum erleben großgeschrieben habe, habe ich hier zu beschreiben versucht…
Hören Sie sich Anna Webber an und Sie wissen, was ich meine.
Hier wieder ein paar links und Anspieltipps