Mein Hörtipp: Lars Kutschke: While we´re here
Die CD des Dresdner Gitarristen Lars Kutschke passt einfach in keine Schublade. Und das ist gut so!
Alle 10 Songs entstanden über einen langen Zeitraum mit einer großen Zahl ganz unterschiedlicher Musiker:innen und streift durch Genres wie Gospel, Soul, Jazz und immer als seinem sicherem Hafen, dem Blues.
Seine Wegbegleiter sind neben dem Sänger Tad Robinson, dem Organisten Alberto Marsico und Simon Oslender eine wirklich sehr große Zahl verschiedenster Musiker:innen, mit denen er gemeinsam auf eine extrem abwechslungsreiche musikalische und stilistische Reise geht.
Das technisch perfekt Gitarrenspiel von Lars Kutschke ist geprägt von einer sehr dezenten, zurückhaltenden und sehr stimmungsvollen Ruhe und Wärme. Er selbst stellt sich zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund und überzeugt vielleicht gerade deshalb mit seinem wunderbaren Ton und einem ungemein warmen Klangbild.
Mein persönlicher Favorit der insgesamt durchweg großartigen Songs ist: „Denise And The Nephew“, denn hier spielt im linken Kanal Alex Schultz eine Gibson Les Paul, im rechten Kanal Kirk Fletcher eine Fender Stratocaster und Kutschke in der Mitte seine Fender Telecaster. Sparsam mit Rhythmusgruppe und Orgel unterlegt, ist dies ein so ungemein relaxter, schwebender Blues, dass man sich unweigerlich (mit)bewegen muss. Ja, das beschreibt es vielleicht am besten:
Diese Songs treffen einen sofort im Innersten und man will, man muss sich dazu einfach bewegen. Die Titel, zum Teil von Lars Kutschke selbst geschrieben, versetzen einen in eine fast schon swingenden Groove. In einigen Parts erinnert mich diese Musik an eine sogar noch weichere und fließendere Form früherer Robert Cray Alben. Und das ist sicherlich kein schlechter Vergleich. Dennoch schafft es Lars Kutschke in all diesen so verschiedenen Besetzungen stets seinen persönlichen Stempel, seine Vorstellungen und seine Sicht der „Dinge“ durchscheinen, konstruktiv mit einfließen zu lassen.
Man merkt einfach, dass es nicht das Musikstudium in Dresden war, das Lars Kutschke zu dem großartigen Musiker gemacht hat, der er heute ist, sondern, wie so oft im Leben von Künstler:innen, die (Lebens-)Erfahrungen in anderen Ländern und mit anderen Menschen.
Nachdem die Sängerin Sharrie Williams ihn auf einem Bluesfestival gesehen hatte, lud sie ihn kurzerhand zu sich nach Michigan ein. Es folgten Tourneen im Osten der USA und Kanada bei denen er zahlreiche bekannte Musiker:innen kennengelernt hat. So konnte er alles das in sich aufsaugen, was an den Hochschulen zwar theoretisch gelehrt, in der realen Welt aber wirklich gelebt wird. Nachdem er dann mit Sharrie Williams auf zahlreichen Festivals und in Clubs in über 40 Ländern gespielt hat, wurde er schließlich zu dem Musiker, der er heute ist.
So wichtig die Grundlagen sind, die man im Studium vermittelt bekommt, ist es doch erst der Austausch mit anderen Musiker:innen, die Interaktionen und möglichst viele gemeinsame Konzerte, die die Einflüsse ausmachen, aus denen sich dann jeder individuell seine eigenen für ihn wichtigsten heraussucht, um dann schließlich selbst ein Künstler zu werden, der wiederum anderen neue Impulse geben kann. Ein Austausch, ein Geben und Nehmen und eine ständige Entwicklung.
Lars Kutschke ist ein wunderbarer Musiker mit einem enormen Gespür für feinste Stimmungen, Klangfarben, einer fast schon spürbaren Wärme und einem sehr emotionalen Blues, der ganz klar im 21. Jahrhundert angekommen ist und der noch immer und weiterhin neue Einflüsse, Erlebnisse, zwischenmenschliche und musikalisch Erfahrungen und besonders die persönlichen Begegnungen mit anderen Musiker:innen förmlich aufsaugt und sich so selbst ständig weiterentwickelt. Eine Übersicht dieses Werdeganges und den vielfältigen Begegnungen mit zahleichen anderen Musiker:innen bietet dieses phantastische Album und es zeigt mir eines ganz deutlich:
Von Lars Kutschke wird man noch viel hören.
Ich freue mich schon darauf!
Ein wirklich großartiges Album!
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