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Mein Hörtipp: Chiaroscuro Quartet: Joseph Haydn, op. 33, Russische Quartette, Nr. 1-3

Das 2005 gegründete internationale Chiaroscuro Quartet wird weltweit seit Jahren als eines der besten im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis gefeiert und mit Preisen geradezu überhäuft. Und das alles völlig zurecht. Die drei Musikerinnen, Alina Ibragimova (Violine/Russland), Emilie Hörnlund (Viola/Schweden) und Claire Thirion (Cello/Frankreich) spielen auf Instrumenten aus dem 18. Jahrhundert, der einzige Mann im Quartett, Pablo Hernán Benedí (Spanien), auf einer noch älteren Violine, einer Amati von 1570. Die 4 Musiker:innen sind bekannt dafür so u.a. sogar Werke der Klassik und Frühromantik auf Darmsaiten mit historischen Bögen zu spielen.

Und nun diese 3 Streichquartette, deren besondere Art, des schon in den Jahren des Komponierens als exzentrisch geltenden Haydn, im 18. und 19.Jahrhundert zahlreiche andere Komponisten so stark beeinflussten. Ein Meisterwerk der Ausdrucksdifferenzierungen. (siehe Anspieltipps und Interview weiter unten)

Das hier wieder hervorragende Booklet (das muss ich hier mal besonders hervorherben, denn den meisten CDs liegen gar keine Infos mehr bei!) führt es absolut richtig aus, wenn es die Werke beschriebt mit den Worten: launisch-kapriziös, komischer Unsinn, kraftvolle Gegensätze zwischen Aggressivität, leuchtende Glut, Wildheit, Funken sprühend, nüchterne Kühle und einer immer wieder aufkommenden besonderen musikalischen Zartheit.

Ja, diese Quartette fordern die Zuhörer:innen und wollen, dass sie ihnen zuhören, sich ganz und ohne Beschränkung und Vorbehalte auf sie einlassen. Und wer es macht, wird reich belohnt. Aber Achtung: Das ist keine Kammermusik für den Hintergrund, das sind 3 Streichquartette des großen Joseph Haydn, die nicht nur die Ausdruckskompetenzen der Musiker:innen ganz und gar fordern, sondern auch kompositorisch die Zuhörer:innen immer wieder zu provozieren scheinen. Musikalische Provokation mit dem Ziel der Erkenntnis-Transformation.

Die (SA)CD von BIS ist wieder einmal klanglich über jeden Zweifel erhaben und gerade die SACD Spur zeigt deutlich, dass es sehr schade ist, dass dieses Format sich nicht wirklich durchgesetzt hat.

Goethe sprach bei einem Streichquartett von vier vernünftigen Leuten, die sich unterhalten. Diese hier vorliegende Unterhaltung ist in einer solchen tiefgehenden Intensität und Musikalität geradezu herausragend. 

Grenzen auslotende Musik eines Genies trifft auf eines der absolut weltbesten Streichquartette. Ich wette, dass dieses Album Preise bekommen wird. Ein Meilenstein!

Unbedingt anhören!

https://www.youtube.com/channel/UCDPzcuwxZvORg4FvyyBWY5A

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