Mein Hörtipp: Shannon Barnett Quartet: Alive At Loft
Ich bin ein Fan der Musik der großartigen Posaunistin Shannon Barnett und Ihrem Quartet. Aufgenommen im Loft in Köln, zeigt die seit 2015 zusammenspielende Band um die sehr sympathische aus Australien stammende und seit vielen Jahren in Köln lebende Bandleaderin auf ihrem neuen Album gleich von Beginn an, wohin die Reise geht. Viele kennen die mehrfache Preisträgerin und Professorin für Posaune an der HfMT vielleicht noch von ihrer mehrjährigen Zeit bei der WDR-Bigband.
Viele Menschen können sich, trotz einer Zunahme der Alben, noch immer nicht so richtig vorstellen, wie die Posaune ein Lead-Instrument werden kann. Bereits in meiner anderen Rezension des Vorgängeralbums „Bad Lover“,
habe ich deutlich gemacht, wie hervorragend und spannend Shannon hier ihr Instrument mit seinem so fließenden Klangspektrum sowohl als Solo- und Leadinstrument, als auch als so ungemein abwechslungsreiches Begleitinstrument einsetzt.
Die 6 Songs zeigen die große Bandbreite der Band und auch, warum sie nicht zuletzt auch live eine unglaublich gute Performance bietet. Moderner Jazz, melodisch mit Facetten in einen modernen (Hard-) Bop und geradezu vor unbändiger Energie sprühenden Improvisationen mit ganz kleinen und feinen freien Parts. Ein Mal schnell, fordernd, dann wieder zarte, leise, ruhige mit bluesigen Elementen ausgestattete Balladen, gut zu hören beim Song Heaven (Ellington) bei dem es besonders der intime Dialog zwischen Tenor und Posaune ist, der die Zuhörer:innen nicht nur im Konzert fesselt. Hören Sie mal genau hin, wie David Helm am Bass hier eine zunächst kaum wahrnehmbare, dennoch aber so ungemein prägende Rolle zu den beiden Solo-Instrumenten spielt…Wow, diese Musiker:innen verstehen sind wirklich, sie wissen, wie die anderen ticken und geben alles, ohne sich individuell auf „Kosten“ der anderen zu profilieren.
Es ist einfach absolut phantastisch, wenn die Musiker:innen aus der Grundstruktur der jeweiligen Songs ausbrechen und in fast schon literarisch anmutenden Improvisationen übergehen. Vielfach mit einem Augenzwinkern, wenn z.B. kurze Lines bekannter Songs angespielt oder in die Solos gekonnt implementiert werden. Besonders die musikalischen Dialoge zwischen Shannon und Stefan Schmid am Tenor Saxophon sprühen geradezu von unbändiger Spielfreude und beeindruckendem Ideenreichtum. David Helm am locker-federnden und sehr fein abgestuft farbigem Bass und Fabian Arends am Schlagzeug (mit einem sehr lockeren, zum Teil swingenden und feinst-dynamischen Sound!) sind der sichere Boden. Nicht unerwähnt bleiben darf die großartige erst 26 Jahre alte lettische Gitarristin Ella Zirina, die das Quartet auf dem Song: „The Ballad Of The Sad Young Man“ musikalisch ungemein erweitert. Eine großartige Begleitarbeit mit einem sehr emotionalen und warmen Ton und einem fast schon lieblich gespielten Solo… (bitte mehr von dieser Zusammenarbeit und dieser wunderbaren Gitarristin!). Hier zeigt Shannon im übrigen auch ihre Klasse als Jazz-Sängerin…siehe Video weiter unten.
Das bei Klaengrecords erschienene Album, bei dem, was ich persönlich sehr mag, der Applaus im Konzert nicht ausgeblendet wurde, ist im Übrigen auch klangtechnisch eine absolute Wonne und so bleibt für mich ein klares Fazit:
Anhören, ach was: Kaufen!!!