Uraufführung der neuen Oper von Detlev Glanert: „Die Jüdin von Toledo“
An der Semperoper Dresden kommt am 10. Februar 2024 eine neue Oper zur Uraufführung: Detlev Glanert komponierteim Auftrag seinneuestes Bühnenwerk, die fünfaktige Oper „Die Jüdin von Toledo“ mit dem Libretto von Hans-Ulrich Treichel nach dem gleichnamigen Drama von Franz Grillparzer.
Die Oper handelt von einer scheinbar einfachen Geschichte: ein nicht mehr ganz junger und zudem verheirateter Mann begegnet einer jungen und schönen Frau, die fast noch ein Mädchen ist, und verzehrt sich geradezu leidenschaftlich nach ihr. Und das junge Mädchen, betört und geschmeichelt von dem Werben und Begehren des Mannes, lässt sich auf ein Liebesverhältnis mit ihm ein. Komplexer wird die Geschichte, wenn man weiß, dass es sich bei dem Mann um Alfonso VIII. (1148-1215), den König von Kastilien, und bei dem Mädchen um die junge Jüdin Rahel handelt, die, wie der König, im von den Mauren bedrohten und belagerten Toledo lebt. Sodass aus der scheinbar einfachen Geschichte von Ehebruch und Leidenschaft, über alle religiösen und ständischen Grenzen hinweg, eine sich immer mehr historisch, politisch und sozial verdichtende Tragödie wird. Eine Tragödie, an deren Ende Rahel, die schöne Jüdin, einen grausamen Tod erleiden muss.
Keinem anderen deutschen Komponisten ist es wie Detlev Glanert in den vergangenen Jahrzehnten in einer vergleichbaren Frequenz und mit ähnlichem Erfolg gelungen, das moderne Musiktheater mit für uns relevanten Stoffen bzw. Inhalten zu versorgen und damit ein breites Publikum zu erreichen und zu begeistern. Nicht umsonst erhielt er bereits 2020 den OPUS Klassik als „Komponist des Jahres“ für seine Fontane-Oper „Oceane“ und wurde 2020/21 mit dem International Opera Award ausgezeichnet. Wobei Glanert seinem Publikum aber auch immer etwas abverlangt, denn die Stoffvorlagen sind, ob historisch und/oder literarisch verortet, immer von einiger Komplexität.
Detlev Glanert steht für eine lyrische und leidenschaftliche Musiksprache, die sich der Tradition nicht verschließt, sondern aus einem zeitgenössischen Blickwinkel neu beleuchtet wird. „Ich gehöre nicht zur Hardcore-Avantgarde. (…) Ich sehe mich als konservativen Anarchisten, ich möchte unabhängig sein von täglich wechselnden Modernitäten, ich versuche die Musik hinter mir ganz individuell weiterzudenken in eine Musik für die Menschen von heute. Und ich möchte keine Musik für Spezialisten schreiben. Aus persönlicher Überzeugung zum Beispiel habe ich mir selbst elektronische Musik verboten, denn es gelingt mir nicht, sie wirklich zu fühlen.“ In Sachen Instrumentierung erwartet die Zuhörerschaft bei der „Jüdin von Toledo“ eine raffinierte, auf das Sujet zugeschnittene Klanglandschaft mit klassischem Orchester, und ausführlichem Schlagwerk, darunter Crotales, Glockenspiel, Röhrenglocken, Gong, Holz- und Tempelblöcke sowie Tamburin. Ein gemischter Chor ergänzt die sechs Gesangssolisten und -solistinnen.
Die Inszenierung der Weltpremiere verantwortet der Kanadier Robert Carsen, der mit Detlev Glanert bereits bei der Uraufführung von „Oceane“ zusammenarbeitete. Die musikalische Leitung der Sächsischen Staatskapelle und des Staatsopernchors Dresden liegt in den Händen von Jonathan Darlington. Auf der Bühne zu erleben sind Heidi Stober, Lilly Jørstad, Christoph Pohl, Tanja Ariane Baumgartner, Markus Marquardt und Aaron Pegram.
Quelle Bild: Screenshot der Semperoper
Weitere Infos unter:
https://www.semperoper.de/spielplan/stuecke/stid/juedin-von-toledo/62287.html