Mein Hörtipp: The Bad Plus: Complex Emotions
Gestern erschien die zweite Aufnahme von The Bad Plus als Quartett und ist ein weiterer großer Schritt in die Zukunft. Hat die Band als Trio schon enorm viele Impulse in das Genre eingebracht, sind sie nun auf dem besten Weg dies auch als Quartett zu schaffen. Videotipps, s.u.
Bass, Schlagzeug, Gitarre und Tenor Saxophone in einer die Grenzen des Quartetts auslotenden Musik? Ja, und Vorsicht, dieses Album ist anders als die Vorgänger. Das spricht sicherlich viele neue Hörer:innen an, könnte aber ggf. auch die abschrecken, die die „alte“ Musik der Band lieben und diese nun wieder erwarten.
Ich finde, dass The Bad Plus hier immer noch die Band sind, die wir Fans lieben, aber sie haben sich entwickelt und das ist sicherlich kein Minus oder gar Kritik. Hören Sie sich diese komplexen Soundcollagen, dichte Klangstrukturen und zum Teil hypnotische und in sich pulsierenden Songgebilde an und Sie wissen, was ich meine. Dahinschwebende Klangteppiche mit einer Prise Ambient und Industrial. Das ist Ihnen zu viel? Nun, dieses Album hat alles das. Selten passte ein Titel so gut wie hier: Komplexe Emotionen? Ja!!!
The Bad Plus sind im 21. Jahrhundert angekommen und – wieder einmal – prägen Sie den Jazz in all seinen Facetten weiter und weiter. Kontinuität durch permanente Veränderung, fesselnde kollektive Improvisationen, orientiert an Impulsen und Instinkten, immer neue musikalische Identitäten durch die bedingungslose Bereitschaft genau diese nicht nur ständig zu hinterfragen, sondern sie geradezu immer wieder zu sprengen.
Sich aufzugeben, um sich zu finden.
Ein wahrlich großartiges Album mit einem schier grenzenlosen kreativen Potenzial.