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Audio Research LS 7 Röhrenvorstufe

Die Vorstufe LS 7 des US-amerikanischen Audiospezialisten ist in reiner Vollröhrentechnik aufgebaut. Mein Exemplar stammt von 1995 und ist damit bereits ein Vierteljahrhundert alt. Das ist halb so lange, wie es die 1970 in Minneapolis von William Z. Johnson geründete Firma gibt, der seit ihrem Start ein großartiger Ruf vorauseilt. Obwohl in den Jahren auch Transistor-, Hybrid- oder sogar Class D Verstärker gebaut wurden, waren und sind es die Röhrengeräte, die diesen Ruf auch heute noch völlig zurecht begründen. Neben den klassischen Vor- Endstufen und Vollverstärkern, sind dies nahezu ausnahmslos hoch musikalische Phonovorstufen, CD-Player und DA-Wandler. Ich selbst erinnere mich sehr gerne an eine viele Jahre andauernde wunderbare Klangbeziehung zu einem CD 5 der Amerikaner, der nur und erst in einem Acousticplan Vadi für mich persönlich seinen Meister fand.    

Außer einem neuen Kippschalter zum An- und Ausschalten, hat die LS 7 in den 25 Jahren nur zwei neue Röhrensätze gebraucht. In dieser langen Zeit ein sicherlich guter Wert, der zudem mit dem völlig falschen Vorurteil aufräumt, dass Röhrengeräte wegen des „ständigen“ Wechselns von Röhren große Folgekosten hätten und nicht kontinuierlich genutzt werden könnten. Die Röhren der LS 7, alles Doppeltrioden vom Typ 6922 (ein Äquivalent zur bekannten ECC88) sind solche, die im Gegensatz zu den eigentlich in solchen Schaltungen üblichen ECC83, für eine sehr viel höhere Bandbreite von bis zu 100 Kilohertz stehen. Die Amerikaner geben eine Ausgangsimpendanz von 200 Ohm und eine Verstärkung von 13 Dezibel an, erzeugt durch die zwei spannungsverstärkenden Stufen, die auf einer der sog. sternförmigen Masseführung folgenden und sauber bestückten Platine aufgebaut sind. Durchweg feine (u.a. REL-CAPS, WIMA Kondensatoren) aber keine abgehobenen Bauteile und ein für ARC typischer gerasterter und haptisch einfach toller Alps-Lautstärkeregler runden das stimmige Paket ab. Eingänge hat die reine Hochpegelvorstufe nur 4 (zzgl. einem Tape-Eingang) und zwei Ausgänge (1 Main Out und 1 Tape). Neben dem Kippschalter zum Ein- und Ausschalten der Vorstufe gibt es nur einen weiteren, den Mute Schalter. Neben dem bereits erwähnten Lautstärkeregler kann man über den zweiten ebenfalls satt einrastenden zweiten Drehschalter die Eingänge wählen (übrigens vorteilhaft realisiert über eine durchs ganze Gerät führende Stange und damit also direkt an den Eingangsbuchsen). Ja und das war es schon.

Dass das Gerät die wiederum typischen beiden Griffe hat (die aber abschraubbar sind), muss wohl bei ARC nicht erwähnt werden, stellen sie doch ein wichtiges Erkennungszeichen dar. Gerade diese „tragen“ aber ebenfalls zur wunderbaren symmetrischen der Optik der gesamten Frontplatte mit bei. Ich mag gerade die eher schlichten und leicht rustikal aussehenden Designs der meisten alten ARC Vorstufen und finde, dass die LS 7 neben der LS 5 einer der schönsten, weil schlichtesten Preamps überhaupt ist.

Und wie klingt das knapp 5kg schwere Gerät denn nun?

So wie eigentlich alle ARV Vorstufen, die ich bisher gehört und zum Teil auch besessen habe, und das waren einige. Eine SP 3, SP 6, SP 9, SP 10, SP 11, SP 14, sowie eine LS 5: Allen gemein: Ein Röhrenklang zum Träumen ohne dabei bei der Wiedergabe zu lügen. Eines der sofort erkennbaren ARC-Merkmale ist eine unfassbare Räumlichkeit und eine für viele fast schon überraschende Grob- und Feindynamik. Zudem kann man jeden einzelnen Ton bereits in seiner Entstehungsphase erleben, ohne dass dabei das musikalische Gesamtgeschehen aus dem Blick verloren geht. Alle Details werden wiedergegeben, aber ohne eine wie auch immer drohende übertriebene oder gar ins harsche abdriftende Analytik. Kein Ton ist plötzlich mal eben da, wie es gerade heutige digitale Geräte gerne tun, sondern sie entstehen, wachsen und gehen wieder unter. Es macht mir den Anschein, dass viele Röhrengeräte einem Ton einfach mehr Lebenszeit zu geben scheinen, mit allen für das klangliche Gesamtergebnis so wichtigen zusätzlichen Bestandteilen, insbesondere z.B. die bei jedem Instrument mitschwingenden Obertöne. Gerade diese sind ein so wichtiger Bestandteil, dass ich verspreche, hierzu einmal einen eigenen Bericht zu verfassen.   

Die LS 7 ordnet die Töne in Raum und Zeit, sowie in die Grob- und Feinstruktur der Musik bruchlos ein und erzeugt damit nicht nur eine unglaubliche Plastizität, sondern eine fast schon greifbar erscheinende organische Struktur der einzelnen Instrumente und deren klanglichen Aura. Es entsteht geradezu eine luftige Atmosphäre rund um diese herum. Gerade in den 90er Jahren war es für viele CD Hörer sehr schwierig, sich klanglich auf dieses Medium einzulassen, denn, so ehrlich muss man heute sein, in dieser Zeit gab es leider nur sehr wenige und leider meist sündhaft teure CD-Player, die man neben den klanglichen Fähigkeiten einer analogen Platte als Musikliebhaber überhaupt in Erwägung ziehen konnte. Und gerade diesen Hörer*innen konnte die LS 7 helfen, denn der von ihren Entwicklern gewollte Klangstempel ist eher ein warmer, leicht fülliger und dennoch nichts verschweigender Charakter. Die LS 7 war in der Lage die Defizite der CD, insbesondere deren nicht wegzudiskutierenden klangliche Härte, nahezu vollständig zu kompensieren.

Absolut ehrlich war dieses Gerät nicht, wollte und sollte es aber auch niemals sein. Wer analytische Strukturen und eine 100-prozentige Auflösung mehr liebte, als die emotionale Wiedergabe der Inhalte und musikalischen Interpretationen, sah sich ohnehin nicht bei ARC, sondern direkt woanders um. Dieses Gerät machte und macht leidenschaftlich Musik, und zwar so, wie seine Schöpfer es ihm als Wunschziel technisch quasi als charakterliche Stimmung „einhauchten“. Für den, der dieses Klangideal hatte, und der die bereits beschriebenen Nachteile der CD nicht mehr erdulden wollte, war und ist diese Vorstufe mit ihrer eigenen sensiblen Klangseele und ihren herausragenden fein- und grobdynamischen Fähigkeiten eine sehr gute Möglichkeit seinen Vorstellungen nahe zu kommen.     

Ich habe die LS 7 lange Zeit mit einer Audio Research VT60 SE Röhrenendstufe (ca. 2 x 50 Watt, Röhrenbestückung 4x 6550B und 3 x 6922) gehört, später dann mit einer Jadis DA 5 (ebenfalls mit 4x 6550), die ich wegen meiner hoch-effizienten Lautsprecher mit einem Eingangspegelregler versehen hatte. Schließlich wurden meine Lautsprecher immer noch effizienter und die Endstufen wurde deshalb durch zwei Welter 300B Monoblöcke ersetzt. Seitdem bin ich nie wieder von dem Klang reiner SE-Triodenendstufen und dem einer 300B weggekommen. Seit fast einem Jahrzehnt ist es nun eine Air Tight 300B, die übrigens ebenfalls wunderbar mit der amerikanischen Vorstufe harmoniert und durch ihren regelbaren Eingang eine sehr genaue Anpassung an die Lautsprecher ermöglicht. Es ist eine alte Wahrheit, dass die meisten Lautstärkeregler am besten ab „ca. 9 Uhr“ klingen und das ist bei zu lauten Ketten vielfach nicht möglich, 

Und die ARC LS 7? Tja, die ist bei mir immer noch in Betrieb, aber in meiner zweiten Testanlage. Auch wenn sie in allen den gerade beschriebenen Kombinationen wirklich sehr gut klang, so gut, dass ich niemals den Drang verspürte, sie zu ersetzen, musste sie nach fast 15 Jahren dann doch einer Shindo Vorstufe in meiner persönlichen Referenzkette weichen, über die ich später einmal berichten werde. Auch eine Röhrenvorstufe, aber klanglich meinen Zielen noch etwas näherkommend.

Dennoch: Die LS 7 wird mich niemals wieder verlassen und ich denke, dass sagt alles.

Und wie sieht es auf dem Gebrauchtmarkt aus? Nach meinen Erfahrungen gibt es nur wenige gebrauchte LS 7, die je nach Zustand, für Preise zwischen rund 1000,00 – 1500,00 EUR angeboten werden. Bei einem Neupreis von nur rund 2300 EUR zeigen diese heute noch recht hohen Preise, die übrigens seit Jahren nicht mehr sinken, wie geschätzt und gesucht sie ist. Und das ist absolut verständlich, wenn man dieses Gerät einmal in einer passenden Kette gehört hat. Ich kenne jedenfalls für diesen Preis aus dem aktuellen Angebot neuer Vollröhrenvorstufen keine einzige mit dieser Bauteile- und eindrucksvollen Klangqualität. 

Mein Tipp für Platenhörer: Die Pure Sound P 10, eine famose separate und für das Geld (UVP 800,00 EUR) sensationell gute und ebenfalls in Röhrentechnik aufgebaute separate MM Phonovorstufe, die perfekt mit der LS 7 harmoniert. Wer noch einen großen klanglichen Schritt machen will, der sollte sich die für das Geld unglaubliche Tube ONE von Rainer Roeder aus Bonn anhören. Diese handgefertigte separate Phono-Röhrenvorstufe stellt für mich die beste Lösung weit über den geforderten Preis dar.

Und wer ein MC Tonabnehmer hören will: Ein DENON Dl 103 und ein separater Übertrager vom Auditorium 23 oder ein Ortofon SPU 1E mit dem kleinen Ortofon Übertrager, und schon kann man auch das Thema Plattenabtastung zu den Akten legen. Zumal die Chancen groß sind, dass beide Tonabnehmer auch die nächsten Jahrzehnte weiter gebaut werden. Das SPU kann man übrigens auch bei Ortofon zu einem fairen Preis wieder mit neuen Teilen versehen lassen, wenn das System, wie jedes andere auch, irgendwann einmal Abnutzungserscheinungen zeigt. Ein kleiner, aber für mich nicht unwichtiger Faktor einer gelebten Nachhaltigkeit in unserem schönen Hobby. 

Wenn Ihnen also mal eine ARC LS 7 angeboten wird, überlegen Sie nicht lange…

hier noch ein paar Fotos:

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