Buchtipp: Kind of Blue – Die Entstehung eines Meisterwerkes von Ashley Kahn
Vor 30 Jahren starb Miles Davis. Wie schon hier berichtet, werden daher wohl auch in diesem Jahr besondere Werke in mehr oder weniger bekannten Versionen wiederveröffentlicht. Allen voran eine der wohl bekanntesten Platten von Miles Davis und eine der bekanntesten Jazz Alben aller Zeiten: Kind of Blue.
Der 1960 geborene bekannte Musikjournalist und Schriftsteller Ashley Kahn hat bereits im Jahr 2002 ein Buch über dieses Album herausgebracht, das die Entstehungsgeschichte dieses an nur 2 Tagen im März 1959 entstandenen Meisterwerks fast schon minutiös dokumentiert.
Nach dem Vorwort von niemand geringerem als Jimmy Cobb persönlich, erzählt der Autor zunächst kurz und in Teilen die Geschichte des Menschen und Musikers Miles Davis vor der Einspielung. Im Anschluss daran geht er dann ins Detail, und dies ist keine Übertreibung, denn so ist der erste Part dazu im Buch überschrieben mit den bekannten Worten:
Erste Session, 02.März 1959, 14:30 Uhr. „Das Band läuft, es geht los: CO 62290, ohne Titel, Take eins…“
Auf den nächsten 120 Seiten werden, mit zahlreichen wunderbaren Fotos und Abbildungen, diese praktisch nur wenigen Studiostunden wie in einer Live-Dokumentation wiedergegeben. Ein wirklich nur kurzer Zeitrahmen, in dem aber wirklich etwas ganz Besonderes entstanden ist: Musik, die heute noch selbst Menschen, die sie noch nie vorher gehört haben, von den ersten Tönen an in ihren Bann zieht.
Und wer die ersten Sekunden von „So What“ gehört hat, wird sie sicher nie wieder vergessen. Seit über 60 Jahren…
An nur 2 Tagen haben die Musiker ein wirklich epochemachendes Album eingespielt und Kahn erklärt und offenbart sie: Alle Hintergründe, spannenden Geschichten um die Musiker, die Aufnahmesessions und die mehr als nur besondere Entstehung der Stücke selbst. Insbesondere aber beschreibt er die vielen zwischenmenschlichen Beziehungen und Spannungen zwischen den an der Aufnahme Beteiligten.
Ein Zitat von Miles Davis aus dem Jahre 1986 (Seite 195) bringt es in der für ihn so typischen Art auf den Punkt: „…So What oder Kind of Blue – die Sachen gibt es. Sie wurden in ihrer Zeit gemacht, zur richtigen Stunden am richtigen Tag, und so passierte es.“
Es macht einfach immer wieder Spass, beim Lesen dieses wunderbaren Buches das Album (in allen seinen am Markt befindlichen „Versionen“) zu hören. Noch lieber gehe ich durch meinen Fundus von Miles Davis Platten- und CDs beim Lesen der für mich besten Miles Davis (Auto-) Biographie mit Quincy Troupe. Übrigens gefällt mir persönlich die Mono Version von Kind of Blue noch immer am besten…
Es gibt heute unglaublich viele Bücher über Miles Davis, und sein 30. Todestag ist ein guter Anlass, darüber mal etwas zu schreiben, was hiermit fest versprochen ist.
Und wem das Buch von Kahn über „Kind of Blue“ gefällt, gleich ein weiterer Tipp dazu: Der Autor hat zwei Jahre später einen weiteren Meilenstein im Jazz in gleicher Manier beschrieben: John Coltranes A Love Supreme…aber das ist eine weitere Geschichte.
Hier noch zwei interessante Videos zum Album: