Kennen Sie eigentlich…Hiromi?

Hiromi, eigentlich Uehara Hiromi, ist eine am 26.März 1979 in Hamamatsu in Japan geborene Jazz-Pianistin.

Ich hatte das große Vergnügen, Sie einmal persönlich kennenlernen zu dürfen. Bei einem Termin in München wohnte ich im Bayerischen Hof, der ja bekannt ist für seine phantastischen Jazz-Konzerte im eigenen Haus. Da Hiromi an diesem Tag ein Konzert im Haus hatte, hatte ich das große Glück mich mit ihr vor und nach dem Konzert ein wenig unterhalten zu können. Was das mit dem unten auf dem Foto von Hiromi in meine CD geschriebenen Hinweis auf das Gummi Bärchen zu tun hat, ist eine etwas längere Geschichte.

Hiromi ist ein ungemein netter, offener und wirklich sehr charismatischer Mensch ohne jeglichen Allüren. Und ja, sie ist eine hervorragende Pianistin. Wenn diese kleine sehr zierliche Person auf die Bühne geht und sich an das Klavier setzt, haben Menschen, die sie zum ersten Mal sehen, eine gewisse „Erwartungshaltung“…die dann meist schon nach wenigen Sekunden ad absurdum geführt wird, denn das Klavier-Spiel, das dann folgt, passt so gar nicht mit dem Bild zusammen, das man da sieht, s.u.

Sie wirbelt mit einer Power, Virtuosität und einem musikalischen Feuer los, dass viele fast schon „geschockt“ sind. Das ist absolut große Kunst UND gerade eben nicht nur technische Perfektion. Die hat Hiromi auch, das ist unstreitig. Sie hat aber etwas, was viele klassisch ausgebildeten Pianist:innen heute nicht haben: Die Fähigkeit zur echten, freien und spannenden Improvisation. Komisch eigentlich, denn gerade in der „Klassik“ war genau diese Fähigkeit fast 3 Jahrhunderte lang die Eigenschaft, die alle Cembalisten und späteren Pianisten hatten. Heute vermisse ich diese Fähigkeit bei vielen so ungemein technisch perfekten Pianist:innen…

Mit 17 Jahren traf Hiromi den großen Chick Corea und spielte mit diesem zusammen eine Improvisation für 2 Klaviere ein, im Jahr 2008 folgte dann schließlich eine Duett-CD der beiden. Kurz vor der Jahrtausendwende ging sie in die USA, um am renommierten Berklee College of Music in Boston zu studieren. Schnell machte sie sich im Mutterland des JAZZ als Musikerin einen Namen und wurde von vielen Größen des Genres und weit darüber hinaus gefördert. So verwundert es nicht, dass bereits ihre erste Platte im Jahr 2003 Goldstatus erreichte.

Im Jahr 2009 erschien das Album „The Stanley Clarke Trio – Jazz in the Garden“ mit Hiromi, dem phantastischen Lenny White am Schlagzeug und dem großen Stanley Clarke am Bass. Mit 30 hatte sie sich schon in die Premium League des Jazz gespielt.

Hiromi ist wirklich einmalig. Sie vereinigt eine unglaubliche Virtuosität mit perfekter Technik und einem faszinierenden Gefühl für die Besonderheiten des JAZZ, den sie immer ihrem Alter und ihrer Generation entsprechend weiterentwickelt. Neben ihrer eigene Power und Energie fügt sie ihrer Musik zudem Elemente der Klassik und des Rock und, ab und zu, auch einen Prise Avantgarde hinzu. Alles, um ihre eigenen Vorstellungen in der Musik umzusetzen. So treibt Sie jeden Song, sich und alle anderen Musiker:innen permanent zu immer neuen musikalischen Höchstleistungen an. Für mich besonders spannend sind übrigens ihre Trio-Konzerte, bei denen Steve Smith am Schlagzeug saß, einem meiner absoluten Lieblingsschlagzeuger, der u.a. bei Vital Information, Vital-Tech und Stepps Ahead für den so typischen Groove sorgte. Da haben sich zwei Seelenverwandte getroffen, denn auch Steve Smith kennt nur eine musikalische Richtung: Straight nach vorne!

Tja, und wenn dieses Energiebündel dann in Wirklichkeit neben einem steht und man mit ihr über den gerade beendeten Auftritt, über Musik und die Welt spricht, dann merkt man erst, dass es einfach schön ist, dass es sie gibt und sie uns mit ihrem Wesen und ihrer Musik beglückt.

Wie gesagt, eine wunderbare Frau, Musikerin und Künstlerin, ohne die der Jazz um einiges ärmer wäre!

Unbedingt anhören. Meine beiden Lieblingsalben habe ich unten neben einigen Konzertvideos (insbesondere mit Steve Smith ) eingefügt.

https://www.hiromiuehara.com/s/y01en/