Kennen Sie eigentlich…Melanie Charles?
Die 22-jährige New Yorkerin hat Klassische Musik studiert. Und obwohl sie eine ausgebildete Opernsängerin mit einer klanglich unglaublich breit gefächerten warmen Stimme ist, galt ihre Liebe schon früh dem Jazz und den großen Sängerinnen des Genres. Die Multiinstrumentalistin favorisiert übrigens neben Ihrer Stimme die Flöte als ihr vorrangiges Instrument, die sie selbst als eine Art instrumentale Fortführung ihrer Stimme empfindet.
Schon 2017 hat sie (mit 17 Jahren!) für Aufsehen gesorgt, als sie durch Sample Technik die Stimmen von Jazzsängerinnen durch eingespielte Passagen mit ihrer eigenen als eine Art zeitübergreifendes Duett im Album: „The Girl With The Green Shoes“ vereinte und so die Kraft der bestehenden Gesangsparts mit ihren eigenen verstärken konnte. Sie will diese jedoch nicht kopieren oder gar ausnutzen, sie will sie in die Gegenwart transformieren, für neues und jüngeres Publikum erfahrbar machen und zugleich ihre Ehrerbietung aussprechen. Eine Verneigung durch neue Formen des Einsatzes in Musik unserer Zeit. Phantastisch!
Als das das VERVE Label hörte, nahmen sie die Newcomerin gleich unter Vertrag und gerade wurde übrigens das neue Album veröffentlicht: „Y´All Don´t (Really) Care About Black Woman“. Auch hier tritt die Sängerin, die selbst übrigens zudem eine hervorragende Songschreiberin ist, wieder mit Samples großer Jazzsängerin in eine harmonische neue gesangliche Beziehung. So sind es Songs „mit“ Billi Holiday, Ella Fitzgerad oder auch Sarah Vaughan, mit denen Sie neue Horizonte durch neue stimmliche Paarungen auslotet.
Bei alledem ist Melanie Charles zudem eine Frau, die wirklich etwas zu sagen hat und nicht mit Kritik spart. Besonders die sozialen Probleme, die gerade auch schwarze Frauen heute noch immer in der Gesellschaft haben, liegen ihr wirklich am Herzen und so tritt sie bereits mit dem Albumtitel wieder mutig für deren Rechte ein und erklärt mit einigem Nachdruck jedoch auch, dass sie selbst Verständnis für alle Menschen, unabhängig deren Bildungsstand und Nationalität hat. Musik, um Aufmerksamkeit zu fördern für Probleme und Missstände? Ja, unbedingt! Insbesondere, wenn dies so wie bei dieser faszinierenden jungen Frau geschieht!
Eine 22-jährige, von der man noch sehr viel hören wird, da bin ich mir sicher. Sie wird die Zukunft des Jazz-Gesangs mitprägen, nicht nur in den USA. Und das ist gut so. Nicht nur musikalisch sind solche „Stimmen“ heute wichtiger denn je!
Hören Sie sich Melanie Charles an. Unbedingt!