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Mein Hörtipp: 5:59 von Mobile Ethnic Minority

Der Tipp kam von einem von mir sehr geschätzten Labelchef höchst persönlich: Höre Dir den Mario mal an! Gesagt, getan und schon lag die LP in feinster Fertigung auf meinem Plattenteller. An irgendetwas erinnerte mich übrigens das Cover und der Titel der LP. Aber das wollte ich Ihnen ja gar nicht mitteilen.

Ich muss ehrlich sein, ich kannte Mario Knapp, den Mann hinter „Mobile Ethnic Minority“ (MEM) bislang nicht. Ein Fehler, wie sich schon nach der ersten Plattenseite herausstellte. Aber fangen wir vorne an, denn hier ist einiges anders, ganz anders als bei klassischen Rezensionen.

Zunächst einmal die LP selbst: 180g feinstes Vinyl (zusätzlich mit beiliegendem Downloadcode) und einem Klang zum Niederknien. Und hier wird es schon spannend, denn Mario macht nahezu alles selbst, nicht nur beim Spielen der ganzen Instrumente, sondern auch aufnahmetechnisch in seinem eigenen Studio in München. Respekt schon mal dafür. Dazu gleich noch mehr Informationen.

Für die Audiophilen unter uns: Dieses Album ist schon allein aus klanglicher Sicht etwas wirklich ganz Feines. Die, die mich kennen, wissen, dass mich das allein aber nicht so sehr interessiert, denn Platten, die „nur“ gut klingen, gibt es in der High End Szene ja einige…und die meisten sind musikalisch so ungemein schlecht, dass ich sie nicht einmal benennen möchte. Anders dieses Album, das klanglich UND musikalisch herausragend ist (ich weiß übrigens immer noch nicht, an was mich das Cover und der Titel erinnern…)

Also: Klanglich ist die LP schon mal 1a.

Kommen wir nun zur Musik, oder halt: Kommen wir erst noch kurz zu Mario Knapp. Wer ist dieser Musiker, der uns hier schon sein 10 Album (und Nummer 11 kommt in wenigen Wochen…) vorstellt?

Mario Knapp hat sein eigenes Projekt „Mobile Ethnic Minority“ gegründet, um allein und völlig unabhängig seine musikalischen, klanglichen und „produktions-philosophischen“ (keine Sorge, DAS erkläre ich später auch noch) Ideen umsetzen zu können. Und hier wieder etwas spezielles, denn MEM ist Mario Knapp und Mario Knapp ist MEM. Er alleine.

Er schreibt die sich mit den Fragen des Lebens beschäftigenden Texte, er spielt sämtliche Instrumente und er produziert alles so, wie er es meint. Und das alles allein in seinem eigenen Studio. Lediglich das Mastering gibt er in die erfahrenen Hände von Tim Höfer

Alles andere macht Mario also selbst. Er spielt die Gitarren, Bässe und „trommelt“ (ja, auch diese Wortwahl wird noch erklärt, denn, wenn man praktisch auf allem trommelt, was einem so in den Sinn kommt, ist auch das sicherlich eine Erwähnung wert…)

Mario ist übrigens in der Musikerszene kein Unbekannter. Er arbeitete viele Jahre als professioneller Musiker, Texter und u.a. auch als Filmkomponist und arbeitete so zum Beispiel u.a. mit Nina Hagen, Udo Lindenberg und mit Curt Cress zusammen.

Und er spielt, wie schon gesagt, tatsächlich alle Instrumente selbst. Lassen wir Mario doch hierzu einfach selbst zu Worte kommen, denn der wirklich ungemein sympathische Musiker stand mir sehr gerne persönlich für meine Rückfragen zur Verfügung : „Meine guten alten Freunde sind eine von Chris Kroenlein, einem Gitarrenbauer aus St. Louis, handgefertigte K-Line Elektrogitarre, eine Fender Telecaster, eine Martin Akustik, ein E-Bass, selbstgebastelte Drumsounds aus Töpfen und Haushaltsgegenständen jeder Art, ein paar wenige aber gute Mikrofone, und ‚das Studio‘, mein Experimentier-Soundmanipulations-Instrument.“

Bei der Aufnahme kamen übrigens nur 4 Mikrophone zum Einsatz und, und das wird einige von Ihnen sicherlich freuen, ausschließlich Röhrengitarrenverstärker. Fein, so muss es sein, denn jeder, der den 6-Saiten auch nur etwas zugetan ist, weiß, was es heißt, wenn z.B. eine Fender Telecaster mit einem Röhrenamp auf ehrliche erdige Musik trifft.

Na, wissen Sie jetzt, warum ich in diesem Text ab und zu auf spätere Erläuterungen verweise? Hier ist einfach vieles anders…Nur, damit wir uns hier aber nicht falsch verstehen: Das hier ist kein Bastleralbum mit Anfängersound und Gitarrenschülerambitionen, das hier ist ein herausragendes und professionelles und klanglich-musikalisch hoch konzentriertes Blues-Rock-Songwriter Album.

Aber, wie kann es anders sein, auch seine Produktionsphilosophie bei der Entstehung der erdigen, ruhigen und so emotional ansprechenden Songs ist besonders. Auch hierzu gab mir Mario eine interessante Erklärung:

„Ich mache einfach alles selbst, texten, spielen, recorden, mischen, und das nicht nacheinander, sondern gleichzeitig. Weil die Songs immer beim Zusammenwirken von allen Prozessen entstehen. Das liegt an meiner Aufnahmetechnik. Ich mache keine Stücke fertig, lerne sie, nehme sie dann auf und mische später – ich starte bei null, drücke auf ‚record‘, und lasse den Dingen ihren Lauf. Auf diese Art ist fast alles ‚das erste Mal‘. Wie beim Improvisieren, möglichst reine Emotion, ohne nachzudenken. Die Songs bilden sich dann weiter mit Hilfe des Studios heraus, ich bastle, verändere Sounds, füge vielleicht ein paar Overdubs hinzu, aber lösche vor allem wieder einiges.
Das ist deshalb möglich, weil ich zuhause mein eigenes kleines Recording-Laboratorium habe. Ich liebe die alten Meister, habe höchsten Respekt für ein, „good old songwriting“ und echte, gute analoge Aufnahmetechnik, aber ich nutze natürlich auch an einigen Stellen moderne digitale Technologie. Deshalb ist meine Musik immer eine Kombination aus beidem.“

Ich fasse dann mal zusammen: Diese unglaublich klingende Platte wurde nur von einer Person eingespielt und zu einem großen Teil direkt aufgenommen. Das ist, wenn man die Musik gehört hat, so fast nicht zu glauben. Ach ja, kommen wir nun endlich zur Musik (an wen mich das Album erinnert, bekomme ich schon noch raus…)

Die 10 Singer-Songwriter-Songs mit Tiefgang basieren nur auf dem charismatischen Gitarrenspiel (Akustik- und E-Gitarren + Bass) und der Substanz der „rauchig-heiser“ klingenden Stimme von Mario (Wenn Tom Waits hier eine 10 darstellt, ist Mario eine „glatte“ 6). Selbst die „Trommeln“ sind nur sporadisch und bei nur wenigen Songs überhaupt eingesetzt.

Meine Hörnotizen? Reduziert, ruhig, dennoch sehr getragen von den melodischen und textlichen Strukturen. Erdig, ehrlich, authentisch und gerade durch die Reduktion (Rhythmus und Tempi) den Zuhörer sofort mittragende hoch emotionale, fließende und warm klingende Musik. Unverkrampfte Songs für die Blaue Stunde, für einen Abend am Kamin, für die Stunde, die man ab und zu einfach zum Abschalten braucht. Musik, die einen innerlich bewegt und leise fortträgt. Es ist die Kombination des Besonderen, die hier etwas sehr Spezielles erzeugt, klanglich wie musikalisch. Ein Klangraum mit filigranen Miniaturen, die durch ihre relaxte Spannung und bemerkenswerten Klarheit etwas Großes, weit weg vom heute überall zu hörenden Mainstream schafft.

Und jetzt weiß ich auch endlich, an was mich das Cover und der Titel erinnert haben: An das Album 5:55 von Charlotte Gainsbourg. Und wenn ich mir jetzt noch vorstelle, dass Mario und Charlotte mal einen Song gemeinsam einspielen/singen würden…man, das würde echt passen…aber das ist nun wirklich etwas weit hergeholt. Aber musikalisch wäre das echt spannend!

Also: unbedingt anhören UND sich schon, wie ich, auf die neue Platte freuen! Diese werde ich dieses Mal sofort vorstellen, das verspreche ich, denn nun ist Mario Knapp ja für Sie und mich kein Unbekannter mehr.


Hier noch ein paar links, das neueste Video (mit neuestem Song!) und weiter unten, wie immer, noch ein paar Fotos:

Der Youtubekanal:

https://www.youtube.com/channel/UCezW8rwMzD8LXv-_zDZfKuw

Homepage

https://mobileethnicminority.com/music.html

Galileo Music webshop: https://www.galileomusic.de/artikel/23349/Mobile_Ethnic_Minority_Five_FiftyNine

DaCapo Schallplatten:

https://www.dacapo-records.de/11807-1180701-MEM-5sig-Mobile-Ethnic-Minority-Five-Fiftynine.html#/1-lp_hulle-ohne/2-lp_optionen-ohne

Bandcamp: https://mobileethnicminority.bandcamp.com/

Apple: https://music.apple.com/de/album/five-fiftynine/1519758906

Mobile Ethnic Minority Mario Knapp 5:59
Mobile Ethnic Minority Mario Knapp 5:59
Mobile Ethnic Minority Mario Knapp 5:59
Mobile Ethnic Minority Mario Knapp 5:59

Das neue Video THE HOUSE OF TOMORROW ist jetzt öffentlich, kann auch gerne geteilt/eingebettet werden.





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