Mein Hörtipp: Galya Bisengalieva: Polygon
Am 20.10.23 erscheint das zweite Album der kasachisch-britischen Künstlerin Galya Bisengalieva. Während sie 2020 in ihrem Debütalbum „Aralkum“ die Weltklassegeigerin und Komponistin wieder Geschichten aus ihrem Geburtsland Kasachstan auf. Und wieder reflektiert sie in ihrer Musik besondere Naturveränderungen auf, die durch Menschen verursacht wurden. Videotipps, unten.
War es in „Aralkum“ die Austrocknung des Aralsees, vertont sie auf dem neuen Album Polygon die Auswirkungen von über 40 Jahren Atomtests auf dem Semipalatinsk in der Steppe Kasachstans. Polygon ist der Name, den die Bevölkerung dem Gelände gegeben hat, auf dem fast 500 Atomwaffentests stattgefunden haben. Die Strahlenbelastung dort übersteigt noch heute die des Atomkraftwerks in Tschernobyl.
Die aus einer Musikerfamilie stammende Künstlerin ist u.a. Leiterin des London Contemporary Orchesters, das u.a. die Filmmusik für den mit Oskars ausgezeichneten deutschen Film: „Im Westen Nichts Neues“ einspielte. Der Film erhielt übrigens den Oskar für die beste Filmmusik.
Ein trauriges, fast schon düsteres Werk. Musik, die die Auswirkungen der Waffentests, insbesondere auch deren Jahrhunderte andauernden Zerstörungen und Kontaminierungen der Natur wiederspiegeln.
Die Musikerin und Komponistin arbeitet mit komplexen Sound- und Klangstrukturen und setzt dabei ihre häufig elektronisch manipulierte Geige als prägendes Instrument ein. Ein Werk aus dem Bereich Ambient mit leichten Einflüssen eines Indie-Folk
Ein wunderbares Album, das trotz des so ernsten Hintergrundes und der dunklen, warmen, ruhigen, fließenden und zum Teil traumatischen Musik auch etwas durchblicken lässt. Hoffnung. Hoffnung, dass die Menschheit endlich zur Vernunft kommt und die Zukunft unseres Planeten nicht weiterhin leichtfertig und nur wegen einer allumfassenden und absurden Profitgier aufs Spiel setzt.
Unbedingt anhören!