Mein Hörtipp: Malte Viefs Kammer III
Der in Leipzig lebende Gitarrist Malte Vief hat mehrere Projekte, eines davon ist seine “Kammer”.
Mit ihm spielen Matthias Hübner (Cello), Thomas Fleck (Geige), Florian Mayer (Geige), Clemens Christian Poetzsch (Klavier), Martin Siebach (Kontrabass) und Jochen Roß (Mandoline).
Ich kannte Malte Vief nicht, so ehrlich will ich sein, und war daher wirklich sehr gespannt, was mich bei dieser Besetzung erwarten würde. Wie war es? Absolut phantastisch! Was die 7 Musiker hier spielen, erwartet man bei den eingesetzten Instrumenten so nicht. Ok, das verwirrt Sie etwas? Nun, wie soll ich es besser ausdrücken?
Ok, offensichtlich ist es Malte Vief völlig egal, aus welcher Zeit oder Epoche Songstrukturen stammen könnten, denn er schafft es mit absoluter Sicherheit, dass es immer nach ihm klingt. Ein wenig CrossOver und manches mal sogar ein klein wenig an Rock erinnernde Spielweisen. Wenn Sie die Gruppe: “Apocalyptica” kennen und mögen, werden Sie dieses Album ganz sicher genauso großartig finden wie ich. Malte Viefs Kammer III macht meiner Meinung nach musikalisch da weiter, wo Apocalyptica sich in einer gewissen plumpen Gleichartigkeit in der von der Band gewollten Transformation der Songs in häufig sehr ähnliche Metal-Strukturen nicht selten verliert.
Die 12 Kompositionen stammen alle von Malte Vief und interpretieren einen Lebenszyklus von der Geburt bis über den Tod hinaus. Interessant für die Gitarristen unter Ihnen: Malte Vief spielt eine interessante Palette verschiedenster Gitarren: Von verschiedenen klassischen Konzertgitarren, über eine 12-saitige Ovation, bis zur Bariton- und Aliquotgitarre.
Der sehr melodische, fleißende und zugleich immer nach vorne treibende Sound, den diese Gruppe hier gemeinsam erzeugt, ist wirklich einnehmend, in vielen Teilen geradezu hypnotisierend. Klassische Elemente wechseln sich ab mit Anleihen in der Alten Musik, um dann durch barocke Grundstrukturen und Passagen wieder in ganz neue zeitgemäße Richtungen geführt zu werden, die in einigen wenigen Teilen sodann fast schon etwas “heavy” klingen.
Das aber bitte nicht falsch verstehen: Hier wird keine Klassik einfach mal rockig gespielt! Diese Mode ist wohl (und das ist gut so) einige Jahrzehnte vorbei. Nein, hier werden subtilste und zugleich verschiedenste Interpretationsansätze und -gestaltungen und ganz besondere Klangstrukturen erzeugt. Und zwar alles gerade eben nicht, um ein Genre zu bedienen oder gar einfach mal eine Musikrichtung in eine andere Spielart zu transformieren. Hier wird wirklich ein ganz eigener Stil erzeugt, einer, der grundsätzlich bekannte Elemente in einer besonderen instrumentalen Besetzung in eine harmonisch völlig neue musikalische Erlebniswelt erhebt. Diese Musik hat wirklich etwas geradezu Einmaliges. Obwohl man die sehr harmonischen Songs irgendwie zu kennen glaubt, überraschen sie einen doch immer wieder neu. Jeder dieser großartigen Kompositionen ist aufgebaut wie eine kleine spannende Geschichte, wobei die Bandbreite der Interpretationen und klangtechnischen Umsetzungen erstaunlich groß ist.
Malte Viefs Kammer III ist für mich eine der großartigsten musikalischen Entdeckungen dieses noch jungen Jahres.
Unbedingt anhören!
Hier ein paar Hörtipps: