Mein Hörtipp: Markus Lüpertz, Stefanie Schlesinger, Wolfgang Lackerschmid: Herzschmerz
Das ist keine CD bzw. Album, das ist ein Werk. Ein Kunstwerk? Ja!
Hier verschmelzen die Worte des Malers Markus Lüpertz mit der Musik der Sängerin Stefanie Schlesinger und dem Vibraphonisten Wolfgang Lackerschmid. Unterstützt werden die beiden Musiker:innen auf einem Song auf der LP vom Gitarristen Pedro Tag und bei einem durch Lüpertz persönlich am Klavier. Bei den beiden Bonustracks auf der CD gibt es weitere Musiker.
Schlesinger und Lackerschmid haben die Worte des Malers zu Musik gemacht, der vorher seine Malerei in Worte gefasst hat.
Vielleicht macht dieser Satz bereits deutlich, warum ich lieber von einem Werk sprechen möchte. Hier werden Grenzen aufgehoben, Grenzen, die es ohnehin nicht geben sollte. Die es eigentlich nie mehr geben sollte.
Nur wenigen Kunstinteressierten ist wohl bekannt, dass der „Malerfürst“ Lüpertz seit vielen Jahren Texte schreibt, die übrigens von ihm selbst häufig mit in seine Kunstwerke einbezogen werden.
Es war daher natürlich nachvollziehbar, dass nicht nur das Cover von Lüpertz gestaltet wurde, sondern auch den verschiedenen Ausführungen auf Vinyl jeweils Drucke seines extra für diese Werk erschaffenen Bildes beiliegt. Der „Basis-LP“ ein Druck, einer weiteren Version ein limitierter Druck, der signiert ist und einer dritten Version ein signierter Druck und ein Buch. Ich habe Ihnen die Versionen unten aufgeführt, falls das nun zu unübersichtlich erscheinen sollte.
Ich bin seit vielen Jahren ein großer Fan von Wolfgang Lackerschmid und Stefanie Schlesinger. Und ich liebe die Arbeiten von Markus Lüpertz, die ich mir aber aus den sicherlich bekannten Gründen bis heute (und wahrscheinlich auch in Zukunft) nicht leisten kann. Zwei Drucke zieren aber schon seit Jahren unser Haus und nun ist ein weiterer signierter Druck dieses wundervollen Bildes: „Herzschmerz“ hinzugekommen.
Dieses Gesamtkunstwerk „Herzschmerz“ begeistert mich unglaublich und hat mich bereits beim ersten Hören sprichwörtlich völlig in den Bann gezogen. Ich liebe die musikalische Umsetzung der Worte von Markus Lüpertz durch Schlesinger und Lackerschmid und die Gastmusiker sorgen für weitere großartige Impulse. Wie gesagt, hat die CD 2 Bonustitel und diese machen den zusätzlichen Kauf der digitalen Version für mich zur Pflicht. Übrigens bin ich der Ansicht, dass die LP Version tatsächlich im direkten Vergleich mit der CD nur etwas besser klingt. Sie ist stimmiger, baut den Klang etwas mehr aus dem Mittenbereich auf und hat etwas dezentere, angenehmere Höhen und eine natürlicher erscheinende Dynamik. Es ist schwer, Ihnen einen Empfehlung für nur ein der beiden Versionen auszusprechen, denn die CD hat die beiden wirklich musikalisch herausragenden Bonustitel, die LP den Druck des Kunstwerks von Markus Lüpertz. Aus diesem kleinen Resümee heraus daher meine klare Empfehlung zum Kauf beider. Aber Achtung: Wenn Sie eine der beiden LP-Versionen mit den signierten Drucken haben wollen, müssen Sie sich wohl beeilen, denn es gibt jeweils nur noch sehr wenige Exemplare.
Kommen wir endlich zur Musik.
Die Texte von Lüpertz sind so subtil emotional, so in sich schlüssig und zum Teil provokant verfasst, dass man an wirklich hohe klassische Liedkunst erinnert wird, nun um wenige Zeilen später mit wunderbaren Balladen und swingenden Jazzsongs konfrontiert zu werden. Die von Markus Lüpertz verfassten Texte sind in einigen Songs so direkt, fast radikal, brüchig und so einnehmend, dass man geradezu sehnsüchtig auf die nächste Zeile wartet.
Mit wenigen Worten, kurze prägnanten Sätzen eine solche Intensität zu erzeugen, ist eine hohe Kunst, eine, die Lüpertz auch mit seinen Bildern bei den Zuschauer:innen erzeugt. Mit wenigen zum Teil harten Strichen, Kanten und aggressiven Farben und Konturen werden die Emotionen ausgelöst, die Lüpertz wichtig sind. Und ja, es ist auch Schönheit, die die Kunst bewegt, wenn man offen für die bleibt. Mir fällt hierzu ganz spontan ein Zitat ein aus dem großartigen Buch von Pablo Casals: Licht und Schatten auf einem langen Weg (erschienen bei Fischer), dass dieser im Alter von 93 Jahren zum Thema Schönheit sagte: „Ich empfinde heute viele Dinge intensiver als je zuvor, und das Leben fasziniert mich immer mehr“ Neugier und offen bleiben für Kunst, Musik und Literatur, gleich in welchem Alter.
Alle Lieder des Albums sind kleine in sich abgeschlossene Werke und es sind ganz deutlich solche von Markus Lüpertz, nur hier eben nicht gemalt und doch als Texte genauso bildlich begreiflich. „Findest Du ein Ding“ und „Der goldene Ring“ haben mich so fasziniert, dass ich diese, und das mache ich wirklich unheimlich selten, gleich mehrmals hören wollte, musste.
Lüpertz ist selbst großer Jazzfan und ich wage einfach mal zu behaupten, dass er mit den beiden Komponisten Schlesinger und Lackerschmid die Idealbesetzung gefunden hat. Ein Live-Liederband mit diesen 3 wäre ein großartiges Erlebnis, da bin ich mir absolut sicher.
Es bleibt zu hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Ich werde Wolfgang und Stefanie dazu befragen und zu den Hinter- und Entstehungsgründen dieses Werks. Im zweiten Teil meiner Besprechung dazu dann mehr.
„Findest Du ein Ding, das dir die Welt erklärt“
Wer erklärt uns heute die Welt? Eine Welt, die in so vielen Bereichen einem Wandel unterzogen wird, die wir Menschen durch unsere Umweltzerstörung, kriegerische Auseinandersetzungen, unsere fehlende Einsicht, gepaart mit einem anscheinenden noch größeren krankhaften und selbstsüchtigen Zwang nach Ablenkung, Urlaub und weiteren „schnellen Spass“ an den Rand des Untergangs bringen.
Es ist die Kunst in allen Ihren Erscheinungsformen, die die Gesellschaften aufklärt, sie provoziert, ihr durch sie die Missstände aufzeigt und sie durch dies alles zu einer besseren transformieren kann. Es bleibt nur zu hoffen, dass genug Künstler:innen die Beschränkungen der Coronapandemie wirtschaftlich überstehen werden, denn wir brauchen sie, heute mehr denn je, auch wenn unsere Politiker dies nicht verstanden und den Untergang vieler Kreativen schlichtweg in Kauf genommen hat. Die Gier und die Macht der Wirtschaftsunternehmen war wichtiger. Aber wir müssen ehrlich sein: Dieses Festhalten an einem maximalen Wachstum, um jeden Preis, schließlich sogar auf Kosten unseres Planeten hat zu dem Zustand geführt, den wir heute haben. Statt endlich aufzuwachen, erhöhen wir kurz vor dem Abgrund höchsten noch mal die Geschwindigkeit und kreieren immer neue absurden Gründe, warum nur das uns allen helfen soll…alle träumen doch noch von etwas, gleich was, was dies alles löst und man in Ruhe weitermachen, vielleicht sogar noch ein wenig mehr „beschleunigen“ kann. Warum die Ernährung umstellen, sich und die Umwelt schonen, wenn man Fett doch einfach wieder absaugen kann…schließlich muss man dann auch nicht weniger essen..im Gegenteil.
Sorry, aber das musste einfach mal raus, denn bei dem „Großen Fressen“, dass da in unserer Gesellschaft gerade stattfindet, hat es Kunst einfach immer schwerer. Und die Folgen werden wir erst viel später spüren…
Ok ok, ich höre ja schon auf!
Zum Abschluss noch einmal kurz Pablo Casals:
„Kunst und Menschlichkeit sind untrennbar“
Meine Empfehlung? Nein, nicht: „Unbedingt anhören“, sondern: Unbedingt kaufen…und dann anhören! Hier noch ein paar interessante links und Hörproben:
Hier erst einmal die verschiedenen Versionen (Achtung: Die mit den Drucken sind limitiert und ggf. nicht mehr erhältlich!)
CD:
LP mit Druck:
LP mit signiertem Druck (limitiert auf 100) :
LP + Kupferstich (limitiert, 30 Exemplare) + Buch „Narziß und Echo
Markus Lüpertz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_L%C3%BCpertz
Stefanie Schlesinger:
https://stefanieschlesinger.de/
Wolfgang Lackerschmid:
http://www.lackerschmid.de/
Stefanie Schlesinger:
Wolfgang Lackerschmid: