Mein Hörtipp: Robert Fripp „Washington Square Church“ UND „Exposure“
Im August 1981 nahm Robert Fripp Stücke auf, die nicht nur damals zum Teil revolutionär waren. Seine spannende Aufnahmetechnik mit 2 analogen Tonbandgeräten ist legendär: Die beiden Maschinen wurden über ein einziges Tonband miteinander aufnahmetechnisch verbunden und durch die auf dem einem Geräte erzeugt Aufnahme und der dann erfolgten Wiedergabe auf dem zweiten konnte er ein ganz besonderes Loopsystem erzeugen, dem er den Namen Frippertronics gab. Etwas, dass in heutigen Tonstudios eine einfache Funktion darstellt, zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts in dieser Form schon etwas besonders war. Und so erzeugte der Mann die Basis für viele neue Entwicklungen in der Musik, er, der nicht nur der Kopf von King Crimson ist, sondern schon immer mit so ziemlich allen wirklich visionären Musiker:innen seiner Zeit zusammengearbeitet hat: Egal ob Brian Eno, David Bowie, Blondie, Peter Gabriel oder Daryl Hall.
Und diese CD ist einfach unglaublich: Was Fripp hier mit seiner geliebten Gibson LesPaul an tiefen Einblicken in die Avantgarde und neue Soundwelten erschafft, ist phantastisch. Praktisch „handwerklich“ (analog) erzeugte sphärische Klangwelten, erschaffen nur durch ihn, seine Gitarre und der besonderen Aufnahme- Wiedergabe -Aufnahme -Wiedergabetechnik, die in einigen Passagen an Musiker:innen erinnert, die in den 60er und 70er Jahren mit der E-Gitarre die Reise antraten, die u.a. John Coltrane mit dem Saxophon so emotional mit seinen Jahrhundertalben „A Love Supreme“ begonnen hatte. Einige Passagen ähneln für mich, einigen Gitarrendialogen aus dem großartigen Album von Carlos Santana und John McLaughlin: „Love Devotion Surrender“ aus dem Jahr 1973 stammen…das inspiriert war von… John Coltranes „A Love Supreme“. ( CD s.u.)
Fripp erzeugt hier transzendentale und in einigen Bereichen geradezu meditative und körperhaft erscheinende sphärische Klangskulpturen von zum Teil großer Schönheit.
UND: Diese Aufnahmen sind bislang (zumindest legal) nicht erschienen und zeigen heute einer breiteren Öffentlichkeit, was Fripp hier bereits vor langer Zeit in seinen Solokonzerten an großartiger Kreativität erzeugt hat. Für mich ein Meilenstein der modernen Musik und unglaublich spannend.
Die zweite CD („Exposure“) ist ebenfalls gerade erschienen und gibt einen weiteren Blick frei auf die Musik und die Vorstellungen dieses genialen Musikers, der eine erstaunliche Bandbreite beherrschte und auch bei diesem Album zeigt, wie weit er in vielen Bereiche seiner Zeit jeweils voraus war. Nicht so revolutionär-innovativ wie das Album „Washington Square Church“ aus 1981, dennoch ein Blick in eine Pop-Musik-Welt, die weit über deren eigentliche Genre-Bezeichnung hinausgeht, insbesondere, wenn man die Schaffenszeit der Songs, 1974-1981, dabei berücksichtigt und sich bewusst macht, welche Musikrichtungen in dieser Zeit aktuell waren. Welche vielfältigen und von Kreativität geradezu übersprudelnden Entwicklungen hier von Fripp erfolgten kann man hier wunderbar hören, da es von vielen der Songs zum Teil sogar 3 Aufnahmen aus verschiedenen Zeiten gibt. Unheimlich spannend!
Ohne Fripp würde es einige Musikrichtungen in deren uns heute bekannten Erscheinungsformen so nicht gegeben
Beiden CDs liegt eine DVD bei, die reine Audioinhalte bieten, dafür aber auch in DTS (und PCM Stereo).
Manchmal muss in die Vergangenheit reisen um die Möglichkeiten der Zukunft zu sehen und zu hören. Paradox? Nun, hören Sie sich die beiden Werke an und Sie wissen, was ich meine. Zwei Alben, die jeder Musikliebhaber und jede Musikliebhaberin kennen sollte.
Unbedingt anhören!
Hier ein paar Video-Musik-Tipps: