Mein Hörtipp: Scott McLemore; The Multiverse: Knowing
Der isländisch-amerikanische Schlagzeuger veröffentlicht hier sein zweites Album. Die 10 bereits im Jahr 2021 aufgenommenen Songs stammen alle aus seiner Feder und werden von seinem Quartett eingespielt. Dieses verdient eine kurze weitere Erläuterung, denn dieses Quartett besteht aus McLemore am Schlagzeug, Nicolas Moreaux am Bass und den beiden Gitarristen Hilmar Jensson und David Doruzka. Video, s.u.
Diese Zusammensetzung ist schon recht selten und bietet, wenn man die Jazz-Gitarre mag, sehr viele Möglichkeiten. Und diese 4 spielen sie hier auch aus. Das Album strotzt geradezu vor Ideen und das trotz der „nur“ 3 Instrumenten. Die Gitarren, meist scheinen hier auf der einen Seite eine Semiakustik und auf der anderen eine Strat bzw. eine Tele zu spielen, werden von den beiden Musikern so unterschiedlich gespielt, dass diese im Ergebnis doch als eine Art „verschiedene“ Instrumente durchgehen könnten, so dass das „Quartett“ doch auch unter diesem Aspekt gerechtfertigt erscheint.
Am ehesten könnte man das hier als klassischen Gitarren-Trio-Jazz bezeichnen, bei dem aber die Gitarre doppelt, aber selten zeitgleich zusammen mit der anderen zu hören ist.
Die Stimmung ist ruhig, fließend, erinnernd an einige ruhigere Pat Metheny oder John Scofield Aufnahmen. Wunderschöne Ton-Läufe, ein fast schon sphärischer Klang der beiden 6-Saiter und ungemein warm-harmonische und zum Träumen anregende Melodien. Ich wette, dass hier bei den Saiteninstrumenten Röhrenverstärker im Spiel waren…
Der Bandleader stellt sich und seine Kompositionen ganz in den Dienst des musikalischen Ergebnisses und besonders Moreaux am Bass hält die Band rhythmisch nicht nur perfekt zusammen und bietet die erforderliche Basis für die beiden Solo-Instrumente, sondern spielt selbst einen so farbigen und unglaublich fein akzentuierten Bass, wie man ihn wirklich nur sehr selten hört. Das alles hier ist in dieser Kombination ohne Frage absolute Weltklasse!
Eine absolut großartige CD und für mich eine der größten Entdeckungen der letzten Jahre in diesem Genre.
Hören überflüssig, denn wer smoothen Gitarren-Jazz auch nur ein ganz klein wenig mag, sollte, nein, MUSS sich das Album sofort kaufen, das übrigens auch klangtechnisch wirklich herausragend ist.