Mein Hörtipp: Shannon Barnett Quartet: Bad Lover
Am 18.02.22 ist nun endlich das bereits im Juli 2020 im Loft in Köln aufgenommene Album der australischen Posaunistin Shannon Barnett mit ihrem Quartett erschienen. Mit dabei: Stefan Karl Schmid am Tenor Saxophon, David Helm am Bass und Fabian Arends am Schlagzeug.
Eine solche Quartett-Besetzung ist wahrlich nicht alltäglich und könnte einige zunächst geneigte Zuhörer:innen vielleicht davon abhalten, sich das Album einfach einmal unvoreingenommen anzuhören. Und das wäre schade. Sehr schade sogar, denn das was die 4 Musiker:innen hier abliefern ist einfach grandios.
Die technisch brillante Posaunistin und erfahrene Komponistin zeigt hier mit den 3 anderen Musikern in allen 7 Songs einen enorm abwechslungsreichen Mix verschiedenster Genres, Stile und Einflüssen. Das Spektrum reicht hier von fast swingenden und ruhigen Balladen, über Bop-Nummern bis hin zu kurzen Ausblicken in den leicht freien Jazz. Und Posaune und Saxophon können hier wirklich zeigen, was sie jeweils und gemeinsam mit den anderen beiden Musikern zu sagen haben.
Gut, dass sich die beiden Blasinstrumente hierbei jederzeit auf eine sichere Basis durch einen enorm flexiblen und ständig in musikalischer Bewegung befindlichen Bass und ein treibendes und ständig neue Strukturen vorgebendes Schlagzeug verlassen können, die die 4 rhythmisch perfekt zusammenhalten. Und trotz der beiden grundsätzlich führenden „Leadinstrumente“, sind es gerade Bass und Schlagzeug, die nicht nur bereits in den gemeinsamen Passagen sehr wohl zeigen können, welche Ideen sie zu den Stücken beitragen wollen, sondern selbst den Raum bekommen für kleine und feine solistische Beiträge. Es passiert immer etwas in dieser Musik, die alles andere als eintönig oder vorhersehbar erscheint. Jede Sekunde ist ein Break, ein Wechsel der Richtung möglich, nun um dann wenige Takte später einen neuen Weg einzuschlagen.
Ein ungewöhnliches Quartett, dass aber in besonderer Art und Weise in der Lage ist, sowohl aus klar wahrnehmbaren Solisten, als auch als ein musikalischer Gesamtorganismus zu existieren.
Die fantastische Vielfältigkeit, die großartigen Wechsel und die offenen fast schon freien Sound- und Rhythmusstrukturen machen dieses Album für mich zu einem der spannendsten der letzten 12 Monate.
Die übrigens auch klanglich ebenfalls herausragende CD verdient somit ganz klar eine große Empfehlung!
Hier, wie gewohnt, ein paar Video und Web-Tipps: