| | | | |

Mein Hörtipp: Transitions: Transatlantic Five

Klaus Kugel (drums), Christopher Dell (vibraphone) und Christian Ramond (bass) fliegen in die USA und treffen dort auf Nate Wooley (trumpet) und Ken Vandermark (ts und cl) und „denken“ gemeinsam ein Jahrhundertalbum aus dem Jahr 1964 weiter und transformieren es in die Gegenwart. Welches Album? Nun, kein geringeres als: Eric Dolphy „Out To Lunch“.

Ja, die 5 haben die bahnbrechende Musik von Eric Dolphy mit ihrer eigenen Musik direkt ins Jahr 2023 befördert. Diese großartige CD zeigt aber im Umkehrschluss auch auf, wie wegweisend das 1964 entstandene Album war und noch heute ist. Von der ersten Sekunde an hat das Album eine unglaubliche Kraft und spürbare Energie. Allein schon die Nummer 2 (Transition I ) mit schnellen Ausflügen durch Trompete und Saxophon, untermauert durch freie Strukturen und mit ungemein entfesselnder Intensität, zeigt auf, wie gut die 5 Musiker die Ideen und die Kompositionen von Dolphy nicht nur verinnerlicht haben, sondern sie, scheinbar spielend, in das Hier und Jetzt zu transformieren in der Lage sind. Gerade Klaus Kugel am Schlagzeug und Christian Ramond am Bass bieten immer einen sicheren Hafen, aus dem heraus die anderen ihre Sicht auf die Musik völlig frei wiedergeben können. Wunderbar, wenn gerade das Vibraphone scheinbar schwebend ruhige Linien spielt, während der Rest der Band sich in eine offene Ekstase spielt. Absolut fesselnd! Nicht zuletzt übrigens auch klanglich herausragend. (Video, s.u.)

Ein ungemein intensives, einnehmendes und vor schierer Kraft und Ausdruck nur so strotzendes Album, dass einmal mehr zeigt, wie sehr der frühe Verlust des Genies Eric Dolphy den Jazz traf. Was hätte dieser Musiker noch alles erschaffen? Welche Türen hätte er nicht nur geöffnet, sondern geradezu gesprengt?

Und ganz nebenbei zeigt dieses großartige Album aber auch, wie gut diese Band ist. Eine Band mit Musikern, die viel mehr in die Öffentlichkeit gehören, die mehr Anerkennung verdienen, denn sie sind einige der wenigen, die die Zukunft des Jazz weiterentwickeln können, ohne dessen Wurzeln zu leugnen.

Großartig!

Ähnliche Beiträge